Krieg bringt viel Leid, fordert viele Opfer, zerreißt Familien und zerstört die Heimat und das gewohnte Leben der Menschen in den Kriegsgebieten. Im Krieg gibt es nur Verlierer und Krieg ist immer schlimm.
Bilder aus Kriegsgebieten machen traurig oder wütend. Und doch sind wir von dem Krieg in der Ukraine mehr betroffen als zum Beispiel von dem Krieg im Irak oder in Syrien. [...]
Denn Lwiw, eine Stadt in Grenznähe in der Ukraine, ist nur eine Autofahrt von 1.382 km entfernt, das ist die gerade einmal die doppelte Strecke von München nach Hamburg.
Dieser Krieg ist nicht weit weg, nicht so unnahbar wie der Krieg in Syrien oder im Irak. Länder, die viel schwerer vorstellbar als die Ukraine sind.
Dieser Krieg ist aktuell und in Europa, deshalb betrifft er uns nochmals sehr viel stärker.
Wir haben vergleichsweise Glück, wir müssen uns nicht vor Bomben im Keller verstecken, flüchten und dürfen unsere Meinung frei kundtun, ohne wie in Russland festgenommen werden, aber wenn Atomkraftwerke unter Beschuss genommen werden, bedroht das auch uns. Uns betreffen die steigenden Preise für Gas und Getreide und uns betrifft auch die Angst davor, wie dies weitergeht, Angst vor dem Krieg.
Und diese Ohnmacht, nichts direkt gegen den Krieg tun zu können, dieses Verständnis wie schnell Krieg ausbrechen kann, macht Angst.
Natürlich kann man spenden, Geflüchtete aufnehmen, Petitionen unterschreiben und an Demonstrationen teilnehmen, aber all das führt nicht zu einem sofortigen Stopp des Krieges.
Und ja, durch die ganzen Nachrichten über den Krieg in der Ukraine werden andere, ebenso schlimme Dinge beiseitegelassen und bekommen zu wenig Aufmerksamkeit. Durch die weit verbreitete Wut auf Putin, werden teilweise auch Russen beschimpft und belästigt, was ebenfalls falsch ist, denn man kann nicht ein ganzes Volk für die Handlungen einiger Menschen verantwortlich machen. Das russische Volk hat sich diesen Krieg ebenso wenig ausgesucht wie die Ukraine oder andere Länder. Es ist Putins Krieg.
Bei mir und auch bei vielen anderen löst dieser Krieg einfach nur Unverständnis und Wut aus: „Warum kann es nicht einfach Frieden auf der Welt geben?“
Andererseits macht die große Solidarität gegenüber der Ukraine, die Hilfsbereitschaft, die vielen Petitionen und Demonstrationen auch wieder Hoffnung. Dass es immer noch wahnsinnig viele Menschen gibt, die zusammenstehen um zu helfen, ist einfach nur schön.