Ein Amok-Alarm wird nicht geprobt (im Vergleich zum Feuer-Alarm)!
Nachvollziehbar daher, wie emotional aufreibend die 45 Minuten Unklarheit nach dem einmaligen Ertönen der Ansage am Mittwochvormittag für Schüler, Lehrer und Verwaltungspersonal war.
Im Folgenden sind dazu einige Stimmen von Schülern zu lesen:
Als der Amok-Alarm losging, hielten wir das erst alle für witzig: Ein Probealarm, kein Unterricht. Doch nachdem uns unser Lehrer erklärt hat, dass so etwas nicht geprobt wird, war die Stimmung nicht mehr so gut. ...
Ich war nervös, andere hatten schon wirkliche Angst, vor allem um jüngere Geschwister. Zum Glück war unser Lehrer entspannt, zumindest äußerlich, und hat uns damit etwas beruhigt. Es war trotzdem ein komisches, verunsicherndes Gefühl, nicht zu wissen, was los war. Eine verwirrte Dreiviertelstunde warteten wir, und als dann die Durchsage kam, waren wir alle erleichtert. Im Nachhinein sehe ich es als wertvolle Erfahrung. Lieber ein Alarm zu viel, als einer zu wenig. (Schülerin der achten Klasse)
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„Achtung, Achtung!“ Feueralarm? Ich wollte bereits nach meiner Jacke greifen. Nun ja, das Typische halt. „Es besteht Lebensgefahr!“. Ich verharrte in meiner Bewegung. Das war anders. Ich wurde unsicher. „Bitte verbarrikadieren Sie sich im Klassenzimmer“. Ich tauschte einen fragenden Blick mit meiner Sitznachbarin aus und schaute verwirrt zu unserem Lehrer. Leichte Aufregung überkam mich. Wir taten wie befohlen, verbarrikadierten die Tür und stellten uns an die Wand. Es war wahrscheinlich nur eine Fehlmeldung, ein technischer Defekt, denn das was da hätte passieren können, konnte ich mir nicht vorstellen. Ich lachte. Das was ich immer mache, wenn ich überfordert bin. Mit Humor meine Ängste überspielen, um mich besser zu fühlen. Ein Witz hier und eine sarkastische Bemerkung dort waren zu hören. Meinen Kameraden ging es wohl ähnlich. Das erste Mal drang Herr Bächis Stimme aus den Lautsprechern. Technischer Fehler oder eine ernste Situation? Leichte Panik machte sich in mir breit und meine Gedanken überstürzten sich: Was wäre wenn…? Was, wenn ich hier und jetzt sterben werde? Wann habe ich meiner Familie das letzte Mal gesagt, dass ich sie liebe? Hab ich mein Leben erfolgreich gelebt? Ist das das Schicksal? Was wäre wenn…? .-Witze, Fragen und Theorien wurden ausgetauscht.
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Endlich bekamen wir die Entwarnung zu hören. Erleichterung. (Schülerin der zehnten Klasse)
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„Lebensgefahr“ – Das war neu, war mein erster Gedanke. Also hieß es für uns verbarrikadieren und dann saßen wir da, machten Witze und hatten Spaß. In diesem Moment hatte ich noch gar nicht realisiert, dass ich mich gerade vielleicht wirklich in Lebensgefahr befinde. Mein Schockmoment war, als uns Herr Bächi durch den Lautsprecher mitteilte, sie wissen noch nicht genau, ob es seriös ist oder nur ein Fehlalarm. Der Schock und die Angst wurden bei mir aber schnell wieder unter Lachen und dem ein oder anderen Witz versteckt. Die Erleichterung, als ein Polizist klopfte und Entwarnung gab, war aber trotzdem sehr groß. Erst am Abend realisierte ich so richtig, was alles hätte passieren können, während ich verschanzt in meinem Klassenzimmer gelacht hatte. (Schülerin der zehnten Klasse)
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Für mich war es ein komisches Gefühl, weil wir von Realschülern erfahren mussten, was passiert ist und nicht damit gerechnet haben. Meine Klasse und ich haben uns gleich Sorgen um die Mädchen gemacht, weil diese in der Rainsporthalle Unterricht hatten und es für uns als echte Lebensgefahr wirkte. (Schüler der fünften Klasse)
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Ich fand es eigentlich spannend was passiert ist, weil so viele Polizisten und so einen Alarm hat man ja nicht jeden Tag in der Schule. Angst hatte ich aber auch, weil wir ja erst am Ende erfahren haben, dass es keinen Mörder gab. (Schüler der fünften Klasse)
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Anfangs war es für mich noch ganz akzeptabel, weil ich nicht davon ausgegangen bin, dass es ein echter Alarm ist. Jedoch macht mir die erste Durchsage von Herrn Bächi dann doch zu schaffen, weil er darin erwähnte, dass man sich noch nicht ganz sicher sei, ob es sich um einen technischen Fehler handle. Die Zeit überbrückten meine Klasse und ich dann mit einigem Galgenhumor um die Situation aufzulockern. Auch mit unserem Lehrer war es eine relativ entspannte Situation, allerdings immer mit dem Hintergedanken, dass es doch etwas geben könnte. Die meisten Gedanken zu dem Thema bildeten sich bei mir aber erst im Nachhinein. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, bin ich froh, dass ich in dieser Situation meine Klasse um mich herum hatte und nicht alleine eingesperrt war. (Schülerin der zehnten Klasse)
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Für mich war der Alarm nicht wirklich beängstigend. Wir nahmen das ganze eher mit einer Art von Galgenhumor wahr, überbrückten die Zeit mit Witzen. Erst als ich abends im Bett lag, realisierte ich wie viel Glück wir hatten, dass dort draußen vor unserer Tür kein Amokläufer rumgelaufen war. (Schülerin der zehnten Klasse)